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Wir stellen die Incomindios-Lippuner-Stipendiatin 2025 vor: Yadixa Del Valle

Autorin: Sophia Arnold, 03. Juni 2025. Übersetzung: Anita Weilenmann


Wir freuen uns, dass das diesjährige Incomindios-Lippuner-Stipendium an Yadixa Del Valle vergeben wurde! Yadixa ist eine Guna-Frau aus Panama, die ihren Master in soziokultureller und sprachlicher Anthropologie an der Western University in Kanada absolviert. Yadixa betritt Neuland in der Anthropologie; sie ist nicht nur die erste Person, die die Auswirkungen des Kakao-Gesangs auf die Geburt in der Guna-Kultur erforscht, sondern war auch die erste indigene Person in Panama, die Anthropologie an der Universität von Panama studierte, und ist nun die erste Guna-Person, die Linguistische Anthropologie an der Western University studiert. Ihre Forschung zielt darauf ab, die mündlichen Traditionen der Menschen von Guna Yala zu dokumentieren, um die Langlebigkeit und die breitere Nutzung des traditionellen ökologischen Wissens (TEK) zu fördern und die Rolle der Frauen in den Guna-Gemeinschaften zu unterstützen.


Yadixas Forschung

Kakao oder Siagwa ist für die Guna-Kultur von zentraler Bedeutung; er wird täglich für Ernährung, Zeremonien, Rituale und soziale Zwecke verwendet, was einige Wissenschaftler dazu veranlasst, ihn mit einer „Schlüsselart“ zu vergleichen.¹ In den mündlichen Überlieferungen wird Siagwa als mythische Frau verstanden und ist von zentraler Bedeutung für Rituale und Zeremonien, die Lebensereignisse markieren. Der Gesang, den Yadixa dokumentiert, ist einer von 168, die „in zeremoniellen Kontexten im Zusammenhang mit Geburt, Tod, spiritueller Heilung, spiritueller Verteidigung und als starkes Portal zur Kommunikation mit der spirituellen Welt“ aktiviert werden.² Diese Gesänge werden von Spezialisten in den Gemeinschaften praktiziert - erlernt durch mündliche Überlieferungen - und „erwecken[n] die Kraft des Kakaos“ während der Zeremonie.³


Yadixa begann sich 1998 für die Kakaogesänge zu interessieren, als sie eine Studie der Universität von Panama über die Vielfalt und Anzahl der Gesänge in Guna Yala las, und durch ihren Grossvater (Absogued), der ebenfalls ein Spezialist für verschiedene Gesänge ist. Der Gesang, der im Mittelpunkt von Yadixas Studie steht, ist ein spezieller Gesang für die Entbindung. Sie wird den Gesang und die Geburtszeremonie in der Praxis dokumentieren und dabei den Gebrauch der Sprache, die Art und Weise, wie der Gesang Teil des traditionellen medizinischen Prozesses ist, und die Erfahrungen der Frauen im Rahmen der Zeremonie aufzeichnen. Die Forschung wird auch untersuchen, warum die Geburt schneller verläuft, wenn der Kakao-Gesang verwendet wird - etwas, das in den Guna-Gemeinschaften klar wahrnehmbar ist, aber nie gründlich untersucht oder archiviert wurde.


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„Der Sianar, ein Tontopf, hält die Kakaosamen zwischen der Holzkohle und dem Feuer. Der Gesang des Therapeuten erweckt die Kraft des Kakaos und der aufsteigende Rauch wird zur Medizin in der Luft“ - Yadixa Del Valle (Foto von Yadixa Del Valle).





Seit Jahrhunderten und insbesondere seit der Guna-Revolution - „eine direkte Folge der Unterdrückung durch die [panamaische] Regierung“, die dazu führte, dass das Guna-Volk 1925 seine Unabhängigkeit erlangte - gedeiht die Guna-Kultur in Guna Yala.⁴ Zu Beginn ihrer Forschung traf sich Yadixa mit den Führungspersonen des Guna-General-Kongresses, der höchsten politischen Instanz in Guna Yala, nach den intensiven Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Guna Revolution. Der Kongress stimmte zu, dass die Arbeit von Yadixa eine wertvolle Ressource für die Gemeinschaften sein würde, und bekräftigte die Bedeutung dieser Forschung; das Studium der Sprache und der kulturellen Traditionen ist ein Grundpfeiler für das Überleben der Guna, insbesondere da die Wissensträger*innen altern und die Rituale und Gesänge an künftige Generationen weitergegeben werden müssen.⁵ Erst vor kurzem wurde mit der Dokumentationsarbeit begonnen, um das Wissen der Vorfahren für künftige Generationen zu bewahren. Das Volk der Guna verfügt über reiche mündliche Traditionen, und Yadixas Feldforschung wird ein Meilenstein bei der Bewahrung dieses kulturellen Wissens sein, indem sie schriftliche Überlieferungen nutzbar macht, um die mündliche Traditionen an künftige Generationen weiterzugeben und wiederzubeleben.


Die Dokumentation ist besonders wichtig, weil der Gesang zahlreiche Sprachformen und Terminologien enthält, die über die alltägliche Guna-Sprache hinausgehen und den heutigen und zukünftigen Generationen möglicherweise nicht mehr vertraut sind. Wenn Yadixas Forschung abgeschlossen ist, wird sie als Ressource im neuen medizinischen Zentrum von Guna Yala verwendet werden. Yadixas Ziel ist es, dass diese Informationen den Frauen dabei helfen, eine Dokumentation des Kakao-Gesangs zu erhalten, damit sie ihn analysieren und interpretieren können, um ihn als Teil ihrer traditionellen Praktiken vor der Geburt zu verwenden. Yadixa hofft auch, dass sie die Frauen in den Gemeinschaften sichtbar machen kann, die diese Rolle als Praktikerinnen bereits übernehmen.


Darüber hinaus hofft Yadixa, dass ihre Arbeit andere Wissenschaftler*innen dazu inspirieren wird, die dringende Arbeit der Dokumentation von zeremoniellen Gesängen aufzunehmen. Trotz seiner Bedeutung ist Kakao für viele Guna-Gemeinschaften aufgrund von Krankheitserregern, die die Bäume befallen, deutlich weniger verfügbar⁶, und der steigende Meeresspiegel zwingt die Guna-Bevölkerung, ihre traditionellen Gebiete zu verlassen.⁷ Die Dokumentation mündlicher Überlieferungen und Kenntnisse ist daher angesichts der klimatischen und ökologischen Unsicherheiten noch wichtiger.


Advocacy-Arbeit

Yadixas akademische Forschung ist Teil ihres umfassenden Engagements für die Guna-Kultur, die Rechte indigener Völker, die Erhaltung des traditionellen ökologischen Wissens und die Stärkung der Guna-Frauen. Seit 2022 arbeitet Yadixa ehrenamtlich als Ansprechpartnerin für indigene Völker in Panama für das Small Grants Programme (PPD) der Vereinten Nationen. Das Programm „bietet finanzielle und technische Unterstützung für Projekte, die die Umwelt erhalten und wiederherstellen und gleichzeitig das Wohlergehen und den Lebensunterhalt der Menschen verbessern“. Yadixa arbeitet eng mit einem breiteren Expertenteam an der Einreichung von Projekten für indigene Völker in Panama zusammen, die nachhaltigen Tourismus, den Schutz von Wildtieren, den Gewässerschutz, die Arbeit von Frauen in der Landwirtschaft, den Schutz des Wissens der Ahnen und vieles mehr unterstützen. Sie unterstützt auch die Umsetzung der Projekte, die vom PPD finanziert werden.


Darüber hinaus ist Yadixa Mitglied der Nationalen Koordinierungsstelle der indigenen Völker in Panama (COONAPIP), die die sieben indigenen Völker Panamas und ihre zwölf anerkannten Gebiete vertritt. Yadixa ist als Koordinatorin für die kulturelle Stärkung tätig und kümmert sich um die Gefährdung sowie den Schutz und die Förderung „der traditionellen Kleidung, der Gastronomie, der Muttersprache, der interkulturellen und zweisprachigen Erziehung, der Archäologie und der heiligen Stätten“.⁹ Mit dieser Arbeit soll sichergestellt werden, dass die indigenen Völker Panamas ihr Recht auf Buen Vivir, gutes Leben, in vollem Umfang wahrnehmen können. Diese Weltanschauung, die auf die Kosmovisionen der Quechua-Völker zurückgeht, steht in engem Einklang mit den indigenen Völkern Panamas und ist zu einer treibenden Kraft bei der Arbeit von COONAPIP in den Bereichen Interessenvertretung, Förderung und Schutz geworden.


Wenn Sie mehr über Yadixas Arbeit erfahren möchten, verfolgen Sie gerne unsere Social-Media-Kanäle und unsere Webseite, wo wir Sie über den bevorstehenden Vortrag zuYadixas Forschung informieren werden.


  1. Jeffrey I. Barnes, “Cacao: A Cultural Keystone Species among the Kuna of Three Communities in San Bias, Panama” (Master’s diss., Carleton University, 2008), Library and Archives Canada (ISBN: 978-0 494-51998-1).

  2. Jeffrey Barnes, “Where Chocolate Begins and Research Methods End: Understanding Kuna Cacao Consumption”, Human Organization 72, no.3 (2013), https://www.jstor.org/stable/44148714, 211.

  3. Yadixa Del Valle, email to author, April 16, 2025.

  4. Diana Marks, “The Kuna Mola: Dress, Politics and Cultural Survival”, Dress 40, no 1 (2014), https://doi org.chain.kent.ac.uk/10.1179/0361211214Z.00000000021, 19.

  5. Yadixa Del Valle, interviewed by author, March 17, 2025.

  6. Barnes, “Where Chocolate Begins and Research Methods End: Understanding Kuna Cacao Consumption”, 212.

  7. Adri Salido, “Gardi Sugdub: The Americas' disappearing island”, BBC, 5 January 2024, https://www.bbc.co.uk/travel/article/20240105-gardi-sugdub-the-americas-disappearing-island 

  8. “Mission and History”, The GEF Small Grants Programme, accessed 16 April 2025, https://sgp.undp.org/about-us-157.html 

  9. Yadixa Del Valle, interviewed by author, March 17, 2025.

 

 
 
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